Was ist Mut?

Was ist Mut?

In den letzten 2 Jahren habe ich sehr oft gesagt bekommen, dass ich mutig bin.
Ich habe Wohnung und Job aufgegeben und bin einfach ins Blaue drauf los gewandert. Raus aus dem Hamsterrad. Ohne finanzielle Rücklagen. Finanziert habe ich mich mit Wohnzimmerkonzerten, Übernachtungen habe ich hauptsächlich über Couchsurfing gefunden.
Ich selbst empfand das gar nicht als so mutig, da ich ja „nur“ in Deutschland unterwegs war. Menschen, die alleine als Backpacker am anderen Ende der Welt unterwegs sind – das waren für mich die wirklich mutigen Menschen.

Was ist die Definition von Mut?

Ich bin der Frage nachgegangen, was Mut eigentlich ist.
Der Duden definiert den Begriff „Mut“ folgendermaßen:
1 a) Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden; Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte
b) [grundsätzliche] Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält

Nach der Definition a) war ich nur bedingt mutig, da ich nicht wirklich Angst vor der Wanderung hatte. Ich war eher neugierig wo mich der Weg hinführen wird.

In der Definition b) finde ich mich allerdings wieder.
Nicht jeder in meinem Umfeld war begeistert von meinen Plänen. Damit umzugehen war eine große Herausforderung. Ich wusste nicht, wo es mich letztendlich hintreiben, ob ich wieder zurück kommen oder irgendwo eine neue Heimat finden würde. Ich wusste nicht, ob mein Plan, unterwegs von meinen Konzerten leben zu können, aufgeht oder ob ich die Wanderung abbrechen muss, um mir wieder irgendwo eine feste Arbeit zu suchen.
Mir war klar, dass ich die Konsequenzen meiner Entscheidung, egal wie sie aussehen, am Ende ganz alleine tragen muss. Und ich war bereit dazu, weil ich ganz tief in mir wusste, dass es die richtige Entscheidung war und dass ich an dieser Erfahrung wachsen werde.

Auch für kleine Veränderungen benötigt man manchmal Mut

Vor ca. zehn Jahren habe ich mich aus einer langjährigen Beziehung gelöst. Bis zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht gut mit mir alleine sein.
Alleine in ein Café oder Restaurant zu gehen war für mich unvorstellbar – geschweige denn alleine zu verreisen. Was denken denn da die anderen Leute!
Gleichzeitig war mir klar, dass es ein wichtiger Schlüssel zum Glücklichsein ist, gut mit sich alleine klar zu kommt. Also fing ich an zu „Trainieren“ alleine auszugehen und die Zeit mit mir zu genießen.
Am Anfang war es sehr seltsam und fühlte sich unnatürlich an. Doch irgendwann legte sich ein Schalter um. Plötzlich konnte ich es genießen alleine in einem Café zu sitzen, ein Stück Kuchen zu verputzen und einen Milchkaffee zu schlürfen. Auch ein Wochenendtrip nach Dresden war toll. Ich musste mich nach niemandem richten und konnte ganz gemütlich in meinem Tempo die Stadt erkunden.
Auch wenn ich die Gesellschaft meiner Freunde sehr schätze und gerne unter Menschen bin, ist es heute für mich total normal auch alleine etwas zu unternehmen. Diese Situation war zwar nicht gefährlich und es waren auch keine erheblichen Nachteile zu erwarten, aber ich habe die Angst allein zu sein überwunden.
Mut ist also relativ und hat nicht immer etwas mit dem ganz großen Abenteuer zu tun.
In meinen Augen ist es schon mutig, sich einfach nur seiner Ängste bewusst zu werden und sich diese anzuschauen. Mit der Zeit verlieren diese so ihren Schrecken und wir trauen uns Dinge zu tun, die wir vorher nie für möglich gehalten haben.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß dabei herauszufinden, wie mutig ihr bereits seid, ohne es vielleicht zu wissen 😉

Sabine